Die Kirche selbst fasst 340 feste Sitzplätze, kann aber noch durch einen im Altarraum angeschlossenen Gemeindesaal um 100 Sitzplätze erweitert werden. Zwei Jugendräume mit Nebenräumen schließen sich an. Damit die Kirche nicht von den beachtlichen Baumassen der viergeschossigen Wohnblocks ringsumher beeinträchtigt wird, ist das Gemeindezentrum entsprechend abgerückt. Anschließend sollen nur niedrige Bauten errichtet werden.
Kirche, Gemeindesaalbau und künftiges Pfarrhaus umschließen einen für die Gemeindejugend bestimmten Hof. Die Kirche ist mit ihrem Haupteingang zur Schwabenstraße hin orientiert und liegt weit zurück. Ihre durch klare und wohl abgewogene Verhältnisse monumentale Hauptfassade kommt so gut zur Geltung und erhält mit dem westlich flankierenden Pfarrhaus und dem dadurch entstandenen Kirchplatz den rechten Rahmen. Die Monumentalität wird dadurch erreicht, dass diese Eingangsfassade in ihrer ganzen Breite über das Kirchenschiff hochgezogen ist und gleich die Stube für das 5-Glocken-Geläute mit aufnimmt.
Gewände in römischem Travertin heben die beiden kupferbeschlagenen Eingangsportale hervor. Die vier Evangelistensymbole sind eingetrieben (Entwurf Günther Späth, Ulm). Die einfache Rosette aus quadratischen Betonwaben und die schachbrettartig angeordneten Schallöffnungen fügen sich gut in diese Architektur ein. Es ist unverkennbar, dass bei der Gestaltung das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott” Pate gestanden hat. Fast trutzig erhebt sich das Bauwerk, gefestigt durch die mächtigen seitlichen Strebepfeiler, die der Windversteifung dienen.
Charakteristisch ist die eigenwillige Dachlinie. Der tiefste Punkt liegt über dem Beginn des Altarraumes. Von dort steigt das Dach einmal zur Altarwand zum anderen zum Haupteingang hin.
Diese mächtig steigende Kontur wird über dem wuchtigen Turm fortgesetzt und an der höchsten Stelle ist das Kreuz „wie ein Zeichen” aufgerichtet. Hierdurch kommt in den Baukörper eine ungeheure Dynamik. Man hat das Gefühl, er möchte sich vom Boden abstemmen, einem höheren Ziel entgegen.
Neben „Ein feste Burg ist unser Gott” wird die andere Aussage spürbar, die diese Kirche machen will: in der Bedrängnis und Unsicherheit gerade unserer Zeit warten wir auf die Erlösung durch Christus. Klingt schon im Äußeren dieser Gedanke „der Erlösung entgegen” an, wird er im Inneren konsequent weiterentwickelt.
Man betritt zunächst eine roh gehaltene dunkle Eingangshalle – Natursteinboden, Wände Backstein verfugt – vom Kirchenschiff durch eine Betonwabenwand getrennt. Das Licht kommt aus dem Kirchenschiff.
Sogleich fällt der Blick auf die mit einem großen Fresko bemalte Altarwand, die von oben belichtet wird: Die durch das Blut Christi rein Gewaschenen stehen vor seinem Thron (Künstler Günther Späth, Ulm). Von den sieben Lichtöffnungen über dem Altar – symbolisch das Licht der Ewigkeit darstellend – gehen goldene Strahlen in der im Ockerton gehaltenen Decke aus. Altarboden, Altar, Taufstein und Kanzel sind aus Blaubank geschliffen. Durch den Gangfußboden in rotem Klinker winden sich zwei braunrote Mäander und weichen vor dem Altar nach links und rechts aus.
Von der Eingangshalle erreicht man über eine Steintreppe die Rückempore für Orgel, Chor und Gemeinde.
Außer durch die oben beschriebene Rosette wird der Kirchenraum durch 12 ziemlich tief liegende, quadratische mit Antikglas verglaste Betonfenster erhellt.
Über diesen sind die kupfernen Beleuchtungskörper so angebracht, dass entweder die Sitzbänke direkt oder die Kirchendecke indirekt beleuchtet werden kann.
Die geräumige Sakristei ist mit einem Einbauschrank versehen. An den Säulen ihres Vordaches sollen sich Blumen emporranken.
Das Gotteshaus trägt den Namen „Erlöserkirche”. Es war daher naheliegend, diesen Gedanken in besonderem Maße baulich zu gestalten, sei es durch die Linienführung des Daches oder die besonderen Lichtverhältnisse im Innenraum. Zweifellos würde man diese Kirche heute als „modern” ansprechen.
Aber vielleicht schon in wenigen Jahren oder Jahrzehnten wird dies nicht mehr von Bedeutung sein. Entscheidend ist, ob sie noch lange Zeit die ewige Botschaft von der Erlösung durch Christus verkünden wird. Das wünschen wir alle.
Dipl. Ing. Franz Gürtner, München
(Quelle: Festschrift zur Einweihung der Erlöserkirche am 30. Juni 1961)