Was bleibt ?
von Freya Blösl
Mixed media
Zu sehen sind ein Wald der Tränen im Chorraum, ein Leben in schwarz-weiß und bunt am ehemaligen Haupteingang der Kirche sowie verarbeitete/vernähte Tagebucheinträge der Mutter an der Orgel. Lassen Sie sich überraschen von den Erinnerungsarbeiten der Künstlerin im Gedenkmonat November.
Was noch kommt:
- 28. Oktober Führung um 15 Uhr in der Petruskirche mit Pfr. Barraud und der Künstlerin.
- 01.11. | 18 Uhr | Schneckengesang mit Verena Holscher und Reinhard Köhler
- 10.11. | 18 Uhr | Lesung mit Florian L. Arnold und Christl Mayer
- 17.11 | 18 Uhr | Lesung mit Fee Katrin Kanzler: Das Apokalyptofon
- 23.11 | 19 Uhr | Finissage| Musikalische Gestaltung durch MANAWA (Helga Kölle und Georg Daucher) mit Reinhard Köhler
Was schon war:
Vernissage
Am 25. Oktober gab es wieder einmal eine Vernissage in der Petruskirche. Für die neue Ausstellung unter dem Titel „Was bleibt? Erinnerungsarbeiten“ hat die bei Ulm wohnende Künstlerin Freya Blösl Dinge aus ihrer eigenen Vergangenheit aufgearbeitet.
Umrahmt von sphärischen Klängen, die Musiker Georg Daucher auf seinen experimentellen Instrumenten sowie mit Röhrenglocken und Gitarre hervorbrachte, und die das Publikum einluden, mit den Gedanken weit abzudriften, führte Pfarrer Jean-Pierre Barraud durch die Vernissage, in der Festredner Boris Kerenski, Leiter vom Kunstverein Esslingen und selber bildender Künstler, eine stimmungsvolle Eröffnungsrede hielt, die sich mit den Themen der Objekte gekonnt auseinandersetzte, ohne sie interpretierend einzuengen.
Zahlreiche Gespräche mit der Künstlerin, den Vortragenden und den Besucher:innen ließen den gelungenen Abend in der Kirche ausklingen.
Die drei Kunstwerke
Unter der Empore der Kirche hängt in der Mitte des Ganges ein großes mosaikartiges Teil, das aus lauter schwarzweißen und farbigen Fotografien aus dem Nachlass der Mutter besteht. Sie sind kreisrund ausgestanzt, verklebt, viermal genietet und mit kleinen weißen Kabelbindern miteinander verknüpft: Ein Leben in schwarzweiß und bunt. – Manch Betrachter wird sich dabei garantiert an die Fotoalben des eigenen Lebens und denen der Vorfahren erinnern und sich eventuell auf dem einen und anderen Bild selber in ähnlichen Situationen wiedererkennen.
In der Mitte des Raumes hängt an Kreuz und Empore befestigt ein langes Tuch wie eine Hängematte. Es besteht aus lauter Papierstücken in verschiedenem Format. Es handelt sich dabei um verarbeitete/vernähte Tagebucheinträge, die die Mutter der Künstlerin ihr Leben lang geschrieben und der Tochter zum Lesen vererbet hat. – Da das Ganze beidseitig funktioniert, lohnt es sich, sich auch unter das Gehängte zu legen, um dort weitere Einträge lesen zu können, die die Mutter mit ihrer schönen Schreibschrift notiert hat. – Am Anfang des Objekts liegt noch ein großes quadratisches Stück mit Teilen aus den Tagebüchern und bildet gewissermaßen den Auftakt zu dem Hängenden.
Hinterm Altar stehen orangefarbene Gebilde, die wie Stelen ausschauen. Es sind Netze bzw. Zwiebelsäcke aus Plastik, die über einen Teil einer Plastikröhre in die Höhe kreisrund stabilisiert sind. Dieses wunderbar magisch anmutende Arrangement nennt sich Wald der Tränen und bildet einen trefflichen Abschluss der vorherigen Erinnerungsarbeiten.
Text: Thomas Dietrich